UNTERNEHMENSPORTRAITS

DIE PROPELLER-MACHER

Meisterwerkstätten im Portrait
mt - propeller Mühlbauer in Straubing

"Der Gesang der Propeller." Von Jürgen J. Ropönus.





VICKERS  VIMY REPLIKA mit BMW-V 12-Motoren und Luftschrauben von mt-propeller.
 
Es gibt zwei Theorien über die Propellerwirkung:

Die Strahltheorie, begründet von Rankine und Froude, und die Tragflügeltheorie; solange ich aber meinen jetzigen Hut behalten werde, muss ich der Strahltheeorie den Vorzug geben. Allzu deutlich trägt er die Kennzeichen, dass etwas Wahres an ihr ist. Das geschah so: Einmal wurde in Tempelhof, auf dem Zentralflughafen, eine neue Verkehrsmaschine vorgeführt. Sie stand aufgebockt, man konnte umhergehen, sie besichtigen und auch  hinein klettern; man sah wie das Fahrgestell in ihr verschwand, die mächtigen Räder hoben sich, von sanftem Öldruck getrieben, lautlos hoch, und ihre Verschlussklappen legten sich an die Motorenverkleidung. Und nun sollte uns diese Maschine vorgeflogen werden. Pressluft strömte zischend ein und drehte die Motoren an, hart und klatschend schlugen die Propeller gegen die Luft, dann zündeten die Motoren und begannen ihr brausendes Lied, und die Luftschrauben machten sich unsichtbar. Sie verschwanden in ihrem blitzenden Kreiswirbel aus Metall und Luft.

Dem Drang nach Unabhängigkeit folgend, machte sich Gerd Mühlbauer 1981 in Straubing, direkt am Flugplatz Wallmühle, selbständig.
Beginnend mit der mt-propeller Entwicklungs GmbH, erarbeitete er sich in kurzer Zeit
einen guten Namen in der nationalen und internationalen Luftfahrt.
Entwicklung und Produktion von Propellern steht auf seinen Fahnen und natürlich die Wartung von fast allen gängigen Weltmarken wie Hartzell, Mc Cauley und anderen.
Die Wartung, die Überholung, der Service und der Verkauf von Propellern wird über die mt-propeller Gerd Mühlbauer GmbH abgewickelt. Dies ist auch das zweite Standbein vom
"Propeller-Mühlbauer", wie er sich gerne nennt.
Das Team um Gerd Mühlbauer war in der Startphase immerhin fünf Mitarbeiter stark, "eher bescheiden", wie er heute sagt.



v.l.n.r. Renate Mühlbauer, Michael Mühlbauer, Gerd Mühlbauer und Neffe
Martin Albrecht


Immer habe ich diesen Augenblick als besonders merkwürdig empfunden, als symbolisch gleichsam für das Flugzeug, für die ganz moderne Technik, deren Repräsentant es ist. Und nun der Propeller. Massig und groß, zentnerschwer ruht er vor dem Flugzeug und durchbricht mit seiner starren, geraden, sonderbar quer laufenden Linienführung den ganzen Formenablauf dieser Transportmaschine, die in all ihren Linien zurückweichend und flach sein will.
Er gehört sozusagen nicht dazu, er ist unorganisch, sollte man meinen.


Montage von Blättern am Hartzell-Propeller für die Dornier 328.

Kraft und Unterstützung von Anfang an gab Renate Mühlbauer, die Frau an seiner Seite und später Sohn Michael. Im November 1966 geboren, hatte dieser eigentlich ganz andere Pläne, wie er  heute lächelnd erzählt. Jet Pilot bei der Luftwaffe,  "auf dem Strahl reiten", das war die Vorstellung des jungen Mannes. Dies ist nun Geschichte, denn Vater Mühlbauer muss wohl ein besseres Angebot gehabt haben, um den Sohn in der Firma zu halten. Aus dem engsten Verwandten Kreis kam der Neffe Martin Albrecht hinzu und verstärkte das Familienunternehmen in der Konstruktionsabteilung.

 




American-Blimp mit Fünf-Blatt Schraube A-150.


Aber seht, kaum ist er angelassen, kaum wirbelt er in seinem rasenden, kraftvollen Kreislauf durch die gepeitschte Luft, so verschwindet er, macht sich unsichtbar, wird zu einem Teil desselben Elementes, das zu erobern er bestimmt ist. Nur die Luft und ihre Kräfte zählen beim Flugzeug und nichts durchbricht jetzt mehr die Linie, wenn die Verkehrsmaschine in rasendem Flug, mit eingezogenem Fahrgestell, über die niedere Erde jagt.
Besser als durch diesen glänzenden, unheimlichen Propellerkreis kann man, meine ich, die Luftgebundenheit des modernen Flugzeugs gar nicht begreifen".

Aus "Der Mensch fliegt" von Dr. Paul Karlson


Mit dieser Ode an den Propeller, veröffentlicht 1937, wurde eindrucksvoll gewürdigt, welcher Stellenwert der "Luftschraube" schon damals, nicht nur am Flugzeug, sondern auch in der Literatur zukam.
Lange bevor die Konkurrentin "Düse" den Himmel eroberte, war der Propeller die treibende bzw. ziehende Kraft, die das Flugzeug, im Zusammenspiel mit dem Motor, in die Luft brachte.
Neben dem neuen Antrieb "Düse", der heute natürlich nicht mehr weg zu denken ist, hat die gute, alte "Latte", wie sie auch genannt wurde, ihre Daseinsberechtigung eindrucksvoll bewiesen. Ob Latte, Luftschraube oder Propeller, ziehende oder treibende Kraft, wir dürfen im Zusammenhang mit dieser Erfindung von einem wahren Meisterstück sprechen.
An Flugbooten, Transportmaschinen mit ziviler und militärischer Nutzung, motorisierten Flugdrachen, Motorseglern oder Verkehrsflugzeuge im Liniendienst, der Propeller ist immer dabei.


Und weil das so ist, muss es Unternehmerpersönlichkeiten geben, die schon immer an den Propeller glaubten, ihn weiter entwickelten, sozusagen innovativ begleiteten und zu ihrer Existenzgrundlage erkoren haben.

Gerd Mühlbauer in Straubing ist einer von Ihnen.

Geboren im September 1940 in Crailsheim/ Baden-Württemberg, studierte er Maschinenbau und wurde Entwickluns-Ingenieur bei der Firma Propeller-Hoffmann in Rosenheim.




Post aus Amerika", Original Holzblätter der Focke-Wulf 190.

Dem Drang nach Unabhängigkeit folgend, machte sich Gerd Mühlbauer 1981 in Straubing, direkt am Flugplatz Wallmühle, selbständig.

Beginnend mit der mt-propeller Entwicklungs GmbH, erarbeitete er sich in kurzer Zeit einen guten Namen in der nationalen und internationalen Luftfahrt. Entwicklung und Produktion von Propellern steht auf seinen Fahnen und natürlich die Wartung von fast allen gängigen Weltmarken wie Hartzell, Mc Cauley und anderen.Die Wartung, die Überholung, der Service und der Verkauf von Propellern wird über die mt-propeller Gerd Mühlbauer GmbH abgewickelt. Dies ist auch das zweite Standbein vom "Propeller-Mühlbauer", wie er sich gerne nennt.

Das Team um Gerd Mühlbauer war in der Startphase immerhi fünf Mitarbeiter stark, "eher bescheiden", wie er heute sagt. Kraft und Unterstützung von Anfang an gab Renate Mühlbauer, die Frau an seiner Seite und später Sohn Michael. Im November 1966 geboren, hatte dieser eigentlich ganz andere Pläne, wie er  heute lächelnd erzählt. Jet Pilot bei der Luftwaffe,  "auf dem Strahl reiten", das war die Vorstellung des jungen Mannes. Dies ist nun Geschichte, denn Vater Mühlbauer muss wohl ein besseres Angebot gehabt haben, um den Sohn in der Firma zu halten.
Aus dem engsten Verwandten Kreis kam der Neffe Martin Albrecht hinzu und verstärkte das Familienunternehmen in der Konstruktionsabteilung.



Blick eine der modernen Montagehallen bei mt-propeller.

Heute beschäftigt das Unternehmen in Straubing ca. 60 Mitarbeiter und gehört weltweit zu den führenden "Propeller-Machern". Konstruktion, mechanische Werkstätten, Schreinerei  und Lackverarbeitung, alles made by mt-propeller. In den USA, in Japan, China, Afrika und natürlich in Europa ist das "Grüne Dreieck" von  Mühlbauer in der Luft.

1983 begann mit einem festen Zwei-Blatt-Holzpropeller die eigene Luftschrauben-Produktion  für z.B. den Scheibe Motorsegler. Es folgte die Entwicklung von Verstellpropellern für den Kunstflug auf nationaler und internationaler Ebene, für Flugzeugmuster von Zlin, Pitts oder Extra. Innovative Entwicklungen für die Business Aviation und für Experimental-Flugzeuge, wie den Höhenaufklärer Strato 2C von Grob, folgten.


Grob Höhenaufklärer Strato 2C mit Druck-Luftschraube, Durchmesser sechs Meter.


Neue Erkenntnisse in Sachen Lärmreduzierung führten zur Weiterentwicklung von "Flüsterpropellern", die mit einer Reduktion des Blattdurchmessers und einer Erhöhung der Blattzahl den Geräuschpegel deutlich senkten.

1997 wagte Mühlbauer den Sprung über den "Großen Teich". mt-propeller USA, mit einem Service Center wurde gegründet. In De Land, ca. 15 Meilen westlich Daytona Beach entstand unter maßgeblicher Regie von Michael Mühlbauer der neue Stützpunkt.
In den USA wurde der Schwerpunkt ebenfalls auf die Wartung, die Überholung und den Service rund um die eigenen Propeller in der General Aviation, gesetzt.

Neben allen Aktivitäten die ein moderner, mittelständischer Betrieb täglich verlangt, wird bei Mühlbauer die Historie gepflegt.
Halter und Piloten von klassischen Fluggerät finden in Straubing wie in den USA Rat und Tat. So sieht  man in der Montagehalle z.B. neben dem High Tech-Sechs Blatt-Propeller, in Composite Bauweise, verträumt wirkend "Latten" aus allen Epochen der Vergangenheit stehen.

Auf ihre Pflege und Überholung oder auf komplette Restauration und somit auf eine Verjüngungskur wartend, stehen sie neben ihren jüngeren Brüdern. Es soll in diesem Zusammenhang gesagt sein, dass "moderne" Propeller zum Großteil ebenfalls aus Holz sind. Holz hat eben hervorragende Eigenschaften.

Was den historischen Bereich anbelangt, so wird ebenfalls in zwei Richtungen gedacht: die eine Richtung heißt Neuanfertigung, die andere Wartung und Überholung.


Neuanfertigungen nach historischem Vorbild werden u.a. für Oldtimer wie die Bücker Serie, Stieglitz oder Stampe getätigt.

Wartung und Überholung erfahren die Luftschrauben historischer Flugzeuge, wie Me 108, Me 109, T-6, Fieseler Storch oder Ju 52. Neue Ersatzblätter aus Metall, wie zum Beispiel für P 51 Mustang oder T-6, werden bei der AVIA-Propeller S.O.R. Prag hergestellt. An
diesem Unternehmen in der Tschechichen Republik hält Gerd Mühlbauer Mehrheitsanteile.



Fünf-Blatt-Verstell-Propeller aus Holz an Spitfire.


Die Fertigung eines Holzpropellers ist auch heute noch ein Prozess der Handwerklichkeit. Mehrfach in seine Furnieren verleimt, besteht er aus unterschiedlichen Holzsorten. Im Außenbereich des Blattes, also Richtung Blattspitze, wird Fichtenholz verwendet, im Wurzelbereich des Blattes, also Richtung Nabe, dagegen Kunstharzpressholz aus Buchenfurnier.

Diese Holzverteilung wird auf Grund der unterschiedlichen Dichten, Festigkeiten und sonstigen Material-Eigenschaften der Holzsorten angewandt. Beschläge aus Metall am
Profil sind gegen meteorologische Einflüsse wie Hagel und Regen erforderlich. Waren diese in der Zeit unserer Väter und Großväter größtenteils aus Messing, so werden heute u.a. V2A-Stahlbleche oder Nickel verwendet.


Das spezifisch geringe Gewicht von Holz, die Möglichkeiten der Verbindung ganz verschiedener Holzarten zum optimalen Ganzen sowie die Formgebung ohne Gesenk, machen den Propeller aus Holz zur gefragten Luftschraube für historische und moderne Fluggeräte.

Dass zwei Seelen in Mühlbauers Brust wohnen, eine historische und eine zukunftsorientierte, ist  somit leicht nachvollziehbar. Noch verständlicher wird diese Tatsache, wenn man ihn am Himmel über der Donau seine Loopings fliegen sieht, in seinem Doppeldecker mit Holzpropeller.





Dass dieser Propeller aus dem Holz von Bäumen ist, welche bei Vollmond in den bayerischen Bergwäldern geschlagen wurde, wollte er allerdings nicht bestätigen. Das ist wohl sein Geheimnis. Oder nur Legende.

Text: JJR, Fotografie Archive Müllbauer / RC Medienproduktion




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